04.09.2016 Marcus S. Kleiner über die Veränderungen der Musikfestival-Kultur nach dem Katastrophen-Sommer 2016. Ein Interview mit Johannes Bruggaier
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04.09.2016 Marcus S. Kleiner über die Veränderungen der Musikfestival-Kultur nach dem Katastrophen-Sommer 2016. Ein Interview mit Johannes Bruggaier

04.09.2016 Marcus S. Kleiner über die Veränderungen der Musikfestival-Kultur nach dem Katastrophen-Sommer 2016. Ein Interview mit Johannes Bruggaier

in: Südkurier

Zitat:
„Marcus S. Kleiner, Experte für Populäre Medienkulturen an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin, glaubt fest daran. Festivals unter freiem Himmel, sagt er auf Anfrage, stelle eine der wichtigsten Einnahmequellen der Musik-Industrie dar. Allerdings werde sie in Zukunft anders aussehen als heute. „Die Festival-Landschaft wird sich ausdehnen, aber wegkommen von großen Formaten wie Rock am Ring oder Southside“, sagt Kleiner. Stattdessen werde es viele kleine Special-Interest-Veranstaltungen geben: „Da geht es dann nicht nur um Musik, sondern um eine ganze Lebensart, vom veganen Kochen bis zu bestimmten Sportangeboten.“ Vorbild sei etwa „A Summer‘s Tale“ in Luhmühlen oder auch das schon seit Ende der 90er-Jahre bestehende Orange-Blossom-Festival in Beverungen.
(…)
Dennoch dürfte Kultur unter freiem Himmel schon bald ein teures Vergnügen werden. Ob für Theater, Klassik oder Pop: Die Publikumssicherheit steht nach dem verregneten Sommer im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das vorzeitig abgebrochene Festival Rock am Ring, sagt Kleiner, sei für die gesamte Branche ein mahnender Zeigefinger: „Versichert euch besser! Investiert mehr in die Sicherheit!“
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Doch solche Unwägbarkeiten werden Veranstalter nach Kleiners Ansicht nun wohl in Kauf nehmen müssen: „Niemand kann sich mehr damit herausreden, dass mit einem Gewitter nicht zu rechnen gewesen sei.“
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Dass es Kultur unter freiem Himmel auch weiterhin geben wird, steht nach Ansicht des Festival-Experten Kleiner außer Frage. Wer nach Klang-Qualität fragt, der hat für ihn gar nicht erst verstanden, worum es bei so einer Veranstaltung geht: nämlich um eine Auszeit vom Alltag. Schon allein der Zeltplatz eines Rock-Festivals sei das Versprechen auf eine eigene Lebenswelt fernab der Schulen, Universitäten und Großraumbüros. „Du bist mal für drei Tage raus aus dem Alltag, machst schon morgens um neun das erste Bier auf und schmeißt dich in den Schlamm: Das ist ein intensives Sonderleben.“