Interview über Social Media Titel “Im Rampenlicht”
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Interview über Social Media Titel “Im Rampenlicht”

Interview über Social Media Titel “Im Rampenlicht”

Das komplette Interview in Focus Money nachlesen.
Mittwoch, 7. August 2013
S. 32
Interviewer: Jana Pilz

Zitat:

Die Facebook-Aktie explodiert, Xing und LinkedIn überzeugen. Warum Plattformen von selbst geschaffenen Massentrends profitieren und ihre Kurse jetzt durchstarten

Marcus S. Kleiner, Medienwissenschaftler an der Popakademie Baden-Württemberg und Experte für Populäre Medienkulturen, weiß, warum: „Die gesellschaftliche Bedeutung dieser sozialen Netzwerke ist groß. Allein Facebook erreicht weltweit 1,1 Milliarden Nutzer, und ein Großteil von ihnen schaut täglich 30- bis 50-mal auf seinen Account.“ Der Medienexperte ist der Überzeugung, dass die Nutzerzahl in keinem Fall sinken wird. „Gerade mit den Anwendungen für die mobile Nutzung ist Facebook noch um ein Vielfaches attraktiver geworden als zuvor.“

Immer wenn es beispielsweise eine Neuigkeit von Freunden gibt, ploppt eine Nachricht auf dem Startbildschirm des Smartphones auf. Über die sogenannte Push-Funktion trudeln hier Facebook-Nachrichten ein wie normale SMS oder E-Mails auf dem Blackberry von Geschäftsleuten. Die Werbeanzeigen, die in der Applikation (App) auftauchen, sind zusätzliche Hingucker.

„Tagesschau“ modern. Für Konzerne wird es zunehmend attraktiver, Anzeigen bei Facebook zu schalten. Medienforscher Kleiner sieht die Bedeutung des Netzwerks weiter wachsen: „Facebook ist jetzt auch zu einem neuen Nachrichtendienst geworden“, erklärt der Wissenschaftler und vergleicht das Portal im Internet mit einer alten deutschen Institution – der „Tagesschau“. Für junge Menschen seien Neuigkeiten auf Facebook heutzutage fast genauso wichtig als Informationsquelle wie für ältere Generationen die Nachrichten um acht. Unterstützt wird diese Entwicklung dadurch, „dass die Infos von Facebook an keine bestimmte Tageszeit und an keinen festen Ort der Nutzung gebunden sind“, erklärt Kleiner. Mit Mediatheken der deutschen Fernsehsender werde, so Kleiner weiter, auf die zentrale Bedeutung der Entkopplung von Raum und Zeit durch Facebook reagiert. Nur haben diese nicht die Besucherzahlen wie das Netzwerk im Internet selbst.
Der Clou hierbei ist: „Nutzer bekommen bei Facebook Nachrichten von Freunden empfohlen. Diese selektieren, was wichtig ist.“

Somit ist Facebook für Nutzer und Konzerne keine Wahl mehr, sondern ein Zwang. Unter Jugendlichen gilt: Wer hier nicht auftaucht, existiert nicht.

Identitäten nutzen. „Facebook ist zu einem der wichtigsten Medien des Identitätsmanagements in unserer heutigen Zeit geworden“, betont Facebook-Experte Kleiner. Für die Facebook-Nutzer erzeuge es ein Glücksgefühl, einer Gemeinschaft anzugehören und trotzdem individuell zu bleiben – irgendwo in Australien ein Studium zu absolvieren und dennoch einen Überblick über alles Wichtige zu behalten.

Investoren, die darauf vertrauen, dass Facebook weiter wächst, sollten bedenken: Soziale Netzwerke sind losgelöst von herkömmlichen Geschäftsmodellen:

„Es geht nicht in erster Linie darum, dass sich immer mehr Leute anmelden, sondern darum, dass aktive Nutzer noch aktiver, noch stärker an die Idee Facebook gebunden werden und sich mit dieser identifizieren“, so Kleiner. Denn: Je mehr Facebook über seine Nutzer weiß, desto besser kann das soziale Netzwerk gezielte Anzeigen verkaufen.

Das Prinzip der Sichtbarkeit gilt ebenso für Online-Business-Netzwerke. Bei Xing oder dem internationalen Pendant LinkedIn teilen Nutzer mit, was sie beruflich schon erreicht haben.

Sie erhoffen sich nicht direkt einen Job: „Das Mitteilungsbedürfnis steht auch hier an erster Stelle. Wer würde sonst erfahren, wo sie schon überall waren? Nicht einmal ein Zehntel der Kontakte, die ein Nutzer bei Xing durchschnittlich sammelt“, betont Kleiner.

LinkedIn selbst will jetzt zu einer der größten Nachrichtenplattformen avancieren, an die sich alle User wenden, um Inhalte zu konsumieren und Inhalte zur Verfügung zu stellen.

„Prinzipiell ist vieles möglich, Entwicklungen im Internet können nicht langfristig im Voraus geplant werden“, meint Kleiner. Er glaubt aber, dass die großen Netzwerke in den nächsten drei bis fünf Jahren weiter Erfolg haben werden, weil sie bisher alternativlos erscheinen und die wesentlichen internetbasierten Kommunikationsmöglichkeiten vereinen. Soziale Netzwerke sind zum festen Bestandteil einer Populärkultur geworden, hebt Kleiner hervor: „Und Populärkultur war schon immer ein sehr erfolgreiches, generationenübergreifendes Geschäftsmodell. An Populärkulturen partizipiert die Masse.“ Seiner Meinung nach wird Facebook den „Coolnessfaktor“auch dann nicht verlieren, wenn zunehmend ältere Nutzer angemeldet sind – weil sich junge Leute dort immer eigene „Communities“ schaffen werden.