28 Dez WELT kompakt. Bye-bye, Viva! Warum ich dich so schmerzlich vermissen werde.
Marcus S. Kleiner im Interview mit Sabine Winkler.
Quelle: WELT kompakt
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Dass der Sender so überaus erfolgreich war, liegt an einem strikten Erfolgsrezept, an das sich die Initiatoren von Viva hielten: den aktuellen Zeitgeist artikulieren und in ein medienwirksames Umfeld setzen.
Wie das genau ablief, kann Prof. Dr. Marcus S. Kleiner erklären. Er lehrt an der Hochschule der populären Künste Berlin.
VIVA HAT DAHER AM ANFANG EXTREM GUT FUNKTIONIERT, WEIL MAN GESAGT HAT: WIR ROCKEN DIE WELT JETZT MAL AUS DEUTSCHLAND HERAUS.
PROF. DR. MARCUS S. KLEINER,
PopexperteDie Moderatoren selbst und die gesamte Aufmachung des Senders waren einfach erfrischend anders als sonst, sogar anders als MTV, weil es eben nicht ganz so amerikanisch war. Für Popexperte Kleiner stach besonders die Kommunikation auf Viva hervor. Ganz so, als redete man mit Freunden über Musik.
VIVA FAND MODERATOREN, DIE ALLE KEINE SUPERMODELS WAREN. ABER SIE HATTEN CHARISMA UND KAMEN ENDLICH AUCH MAL AUS DEUTSCHLAND. SIE BRACHTEN POP IN DAS NICHT FÜR POP BERÜHMTE DEUTSCHLAND.
PROF. MARCUS S. KLEINER,
PopexperteUnterhalten sich Teenager heute noch auf dem Schulhof darüber, was sie bei Viva gesehen haben? Ich glaube nicht. Instagram und YouTube sind viel näher an den Kids von heute dran, unmittelbarer und direkter. Sie fühlen sich echter an. Das sieht Hochschuldozent und Popexperte Kleiner ähnlich. Popmusik habe in den Lebenswirklichkeiten der jungen Rezipienten an Bedeutung verloren.
VIVA IST DAHER SCHON SEIT DIESER ZEIT TOT UND LEBT NUR NOCH ALS FERNSEH-NOSTALGIE-ZOMBIE IN DER ERINNERUNG DERJENIGEN, DIE MIT DEM MUSIKFERNSEHEN AUFGEWACHSEN SIND.
PROF. MARCUS S. KLEINERAls quasi letzte Rettungsmaßnahme hatte der Sender daher versucht, sich den Mechanismen anderer Plattformen zu bedienen: in Ästhetik und Formatgestaltung. Der Schuss ging nach hinten los. Stattdessen wird auf Vivas Sendeplatz bald 24 Stunden lang Comedy Central laufen. Da kann man so schön lachen. Ich weine. Ich bin also auch Fernseh-Nostalgie-Zombie.