28.10.2017 VOX (20.15-0.35 Uhr). Marcus S. Kleiner als Experte in der SPIEGEL-TV-Dokumentation „50 Jahre Flower Power – Hippies, Hasch und freie Liebe“.
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28.10.2017 VOX (20.15-0.35 Uhr). Marcus S. Kleiner als Experte in der SPIEGEL-TV-Dokumentation „50 Jahre Flower Power – Hippies, Hasch und freie Liebe“.

28.10.2017 VOX (20.15-0.35 Uhr). Marcus S. Kleiner als Experte in der SPIEGEL-TV-Dokumentation „50 Jahre Flower Power – Hippies, Hasch und freie Liebe“.

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Die große Samstags-Dokumentation begibt sich auf Spurensuche und auf eine Reise zurück in die turbulente Hippie-Zeit, die unser Lebensgefühl und unsere Kultur geprägt hat. Was ist vom damaligen Lebensgefühl geblieben und unser Verhältnis zu Liebe, Sexualität und Autoritäten verändert? Und was denken Menschen, die mit Hippie-Eltern aufgewachsen sind, über ihre teils dramatisch verlaufene Kindheit, mit viel Freiraum, aber wenig Fürsorge?

‚Langhaarige Faulenzer, ungewaschene Gammler, sie schlafen mit jedem und nehmen dauernd Drogen‘ – als die Hippies vor 50 Jahren im Sommer 1967 von Amerika aus die Welt auf den Kopf stellen, trifft die Flower-Power-Bewegung auf jede Menge böse Vorurteile und Kritik. So ganz anders tritt die Jugend plötzlich in Erscheinung, schrill und rebellisch rüttelt sie auch in Deutschland an vielen Tabus. Die Hippies sind fröhliche Farbkleckse in der tristen Nachkriegszeit, wie Moderator und Musiker Hugo Egon Balder kommentiert: ‚Es war plötzlich alles bunt, vorher war alles grau, jetzt war alles bunt.‘ Alles beginnt am 14. Januar 1967: Künstler, Studenten und Aussteiger rufen im Golden-Gate-Park der kalifornischen Metropole San Francisco zu einem ‚Human Be-in‘ auf. Mit Blumen im Haar und Seifenblasen protestieren sie friedlich gegen die konservative US-Gesellschaft, den Vietnamkrieg und das Verbot von LSD. Schon in den Frühjahrsferien strömen immer mehr Jugendliche Richtung amerikanische Westküste. Mit Beginn der Sommerferien kann sich die Stadt kaum mehr wehren gegen den Ansturm weiterer Menschen aus ganz Amerika und der Welt. Die meisten von ihnen sind auf der Suche nach Unabhängigkeit, freier Liebe, Drogen und Rockmusik. Die Hippie-Bewegung ist geboren und weitet sich auch nach Deutschland aus. In West-Berlin entsteht im Januar 1967 die berühmt-berüchtigte ‚Kommune 1‘ mit Fritz Teufel und Rainer Langhans. Sie verschrecken das biedere Bürgertum mit skurrilen politischen Aktionen und ihrem Drang nach sexueller Selbstverwirklichung. Eine bessere Welt wollen sie erschaffen, nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges, ‚wir saßen auf einem Leichenhaufen, wir waren die Kinder von Mördern‘, so Rainer Langhans zu den Motiven, alles anders machen zu wollen. Das Foto von ihm und den anderen nackten WG-Mitgliedern sorgt für Furore. Welche Ideale bestehen bis heute? Welche Spuren hinterlässt der ‚Summer of Love‘? Was verdanken wir den Hippies von damals? War vor fünfzig Jahren wirklich alles besser? ‚Früher hatten wir Sex, Drugs und Rock´n Roll, und heute haben wir Frauenquote, Rauchverbot und Laktoseintoleranz‘ so ein Fazit mit Augenzwinkern von Hugo Egon Balder. Die große Samstags-Dokumentation begibt sich auf Spurensuche und auf eine Reise zurück in diese turbulente Zeit vor 50 Jahren, die unser Lebensgefühl und unsere Kultur geprägt und verändert hat. Was ist vom damaligen Lebensgefühl übrig geblieben? Wie hat dieses Jahr unser Verhältnis zu Liebe, Sexualität und Autoritäten verändert? Auf einem der ältesten Hippie-Festivals Europas sucht Rainer Langhans Antworten bei der heutigen Generation. Was denken Menschen, die mit Hippie-Eltern aufgewachsen sind, über ihre teils dramatisch verlaufene Kindheit, mit viel Freiraum, aber wenig Fürsorge? Anouschka Renzi, Tochter der berühmten deutschen Schauspielerin Eva Renzi, die damals zunehmend den Drogen verfiel, erinnert sich an dunkle Momente in ihrer Kindheit: ‚Meine Mutter war dann irgendwann nervenkrank. Sie hat mir eine Pfanne auf den Kopf gehauen, mich mit dem Messer verfolgt, dann geweint und sich entschuldigt.‘ Auch die Hamburger Fernsehmoderatorin Kristina Lüdke betrachtet rückblickend ihre Kindheit in der sehr offenen Wohngemeinschaft ihrer Eltern mit gemischten Gefühlen: ‚Wir liefen so am Rand mit, aber das war nicht sehr kindgerecht. Die Erwachsenen haben sich ganz schön selbst abgefeiert.‘ Waren viele Hippies eigentlich nur auf einem Ego-Trip? Erfolgte deren Selbstverwirklichung auf Kosten ihrer Kinder? Im Oktober 1967 ist der Sommer der Liebe nahezu schlagartig vorbei. San Francisco kümmert sich um die negativen Hinterlassenschaften der Hippie-Invasion: Verwahrloste Jugendliche, die obdachlos auf der Straße lebten, drogenabhängige Kinder, die sich zurück nach Hause sehnen – die Bewegung ist gekippt, eine Idee für den Moment gescheitert. Viele der damaligen Hippies zieht es in den Folgejahren des Summer of Love nach Indien und in entlegene Aussteigerparadiese, aber auch auf eine damals noch verschlafene Mittelmeerinsel. Wo und wie leben diese Hippies heute? Die Dokumentation begleitet deutsche Alt-Hippies auf der Baleareninsel Ibiza, dem ersten Aussteigerparadies Europas. Wie haben sie und ihre Ideale überlebt? Wie hat sich ihr Leben in ‚Freiheit‘ auf ihre Kinder ausgewirkt? Außerdem erzählen prominente Interviewpartner, wie sie persönlich den ‚Summer of Love‘ erlebt haben: Der einstige Kommunarde Rainer Langhans schildert, wie sich die Kommunen erst vom Eigentum, dann von der Zweierbeziehung, schließlich auch von Sex und Drogen zu befreien versuchten, hin zur Spiritualität und Selbstliebe. In der Dokumentation besucht Rainer Langhans Schauplätze seiner Berliner Zeit. Außerdem begleiten wir ihn zu einem Musikfestival. Seine zeitweilige Geliebte Uschi Obermaier, Mitbewohnerin der Kommune 1, hat damals wenig politische Ambitionen und reichlich Skrupel, ihre Intimsphäre aufzugeben. Dennoch genoss sie die mediale Aufmerksamkeit als Hippie-Ikone. Die Schauspielerin Uschi Glas wird damals berühmt durch ihre Rolle in dem Kinofilm ‚Zur Sache Schätzchen‘, in dem sie in einem sexy Mieder auftritt. Sie berichtet über ihre Erfahrungen im Jahr 1967 und schildert ihre Einstellung zu Drogen und freier Liebe. Der Moderator Hugo Egon Balder, 1967 ein junger, unpolitischer Beatles-Fan und Schlagzeuger in West-Berlin, berichtet von seinen nicht immer positiven Drogen-Erfahrungen und warum er damit für immer abgeschlossen hat. Die Schauspielerin Anouschka Renzi schildert eindrucksvoll ihre Kindheit mit einer Mutter, die oft unter Drogeneinfluss stand, mit allen Konventionen brach und schließlich mit der kleinen Tochter nach Indien aufbrach – nach Goa, ins Mekka der Hippies. Der Musiker Abi Ofarim sieht auch mit 80 Jahren noch so aus wie ein Hippie und 1967 war sein Jahr! Und das nicht nur wegen der zahlreichen Hits, die er mit seiner damaligen Frau Esther in den Hitparaden landen konnte. Sein Sohn Gil Ofarim teilt die Vorliebe seines Vaters für Musik und lange Haare. Die Moderatorin Kristina Lüdke verbrachte ihre Kindheit in einer alternativen Wohngemeinschaft im Hamburger Univiertel. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer Tochter beschreibt sie, wie es damals war und warum sie so ganz anders wurde als die Elterngeneration. Der Liedermacher Konstantin Wecker, Jahrgang 1947, konnte die Wucht des Umschwungs in diesem revolutionären Jahr nur beschränkt erleben: Wegen einer Bewährungsstrafe musste er um zwanzig Uhr zu Hause sein. An den zahlreichen Demonstrationen aber nahm er begeistert teil. Der Kulturwissenschaftler Marcus Kleiner hat sich ausführlich mit den musikalischen, politischen und kulturellen Aspekten des Jahres 1967 beschäftigt. Er schildert die Entstehung der Rockmusik und erklärt, warum Deutschland den Sommer der Liebe verschlafen hat.