27.12.2017 Berliner Morgenpost. „Wie P. Diddy zum erfolgreichsten Musiker der Welt wurde.“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Jonas Erlenkämper
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27.12.2017 Berliner Morgenpost. „Wie P. Diddy zum erfolgreichsten Musiker der Welt wurde.“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Jonas Erlenkämper

27.12.2017 Berliner Morgenpost. „Wie P. Diddy zum erfolgreichsten Musiker der Welt wurde.“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Jonas Erlenkämper

Quelle: Berliner Morgenpost

P. Diddy ist der erfolgreichste Musiker der Welt. 2017 verdiente er 100 Millionen Euro. Das verdankt er auch seiner Selbstdarstellung.

27.12.2017, 13:26 Uhr
Jonas Erlenkämper

Essen. Der Mann ist nicht zu bremsen. Die Ideen sprudeln nur so heraus aus Sean Combs – viele sind genial, manche spinnert. Die neueste Eingebung des Musikers geht so: Combs, besser bekannt unter seinem Pseudonym P. Diddy, will sich ein Footballteam kaufen. Bei den „Carolina Panthers“, einer Mannschaft aus der Ostküsten-Metropole Charlotte, sollen unter seiner Führung nur noch afroamerikanische Sportler beschäftigt werden.

Es wäre das erste rein schwarze Spitzenteam in einer der Top-Sportligen der USA. „Lasst uns Geschichte schreiben“, fordert Combs seine Unterstützer auf Twitter auf. Es sei „Zeit für einen schwarzen Besitzer“. P. Diddy, der Schutzpatron aller dunkelhäutigen Amerikaner – eine Rolle, in der sich der 48-Jährigen allzu gern in Szene setzt.

Sein Gesamtvermögen wird auf 820 Millionen Dollar geschätzt

Der Rapper aus dem New Yorker Bezirk Harlem ist in den letzten Jahren zu einem der mächtigsten Protagonisten der Unterhaltungsindustrie aufgestiegen. 2017 verdiente er 130 Millionen US-Dollar (110 Millionen Euro). Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ listet ihn als bestverdienenden Musiker des Planeten. Sein Gesamtvermögen: geschätzte 820 Millionen Dollar. Und das als Vertreter einer Musikrichtung, die viele vor allem mit Armen-Ghettos in Verbindung bringen. Wie hat er das geschafft?

Combs‘ Aufstieg ist eng mit dem des Hip-Hops verknüpft. Anfang der 1990er-Jahre gründete er eine Plattenfirma, vor 20 Jahren begann er selbst eine Gesangskarriere („I’ll Be Missing You“). Wer seinen Erfolg verstehen will, muss sich die Entwicklung des Genres vor Augen führen. „Hip-Hop war die Musik der gesellschaftlichen Randgruppen. Rap ist eine lyrische Form, um seine Lebenswirklichkeit zu beschreiben“, sagt Marcus S. Kleiner, Professor für Medienwissenschaft an der Hochschule der populären Künste in Berlin.

Sean Combs hat BWL studiert und ist ein Geschäftsmann

Und die Lebenswirklichkeit der Musiker war, als das Genre in den 1980er-Jahren groß wurde, geprägt von Ausgrenzung und Perspektivlosigkeit. Doch nach und nach sogen auch Fans den Hip-Hop auf, die nicht im Armenviertel aufgewachsen sind, sich aber gern mit der Pose der rebellischen Rapper schmücken wollen. „Die männliche, weiße Mittelschicht hört diese harte Musik, weil sie auch anders und krass sein will“, erklärt Kleiner. So wanderte der Rap in den Mainstream und wurde zum Lebensstil. In der Rockmusik mit seinem Leitmotiv Sex, Drogen und Rock ’n‘ Roll geht es um Verschwendung. Hip-Hop ist anders: Rap hat einen Leistungsaspekt“, so Kleiner. Dort gehe es darum, gesellschaftlich aufzusteigen und den eigenen Erfolg zu inszenieren.

Darin ist keiner so geschickt wie P. Diddy. Viele seiner Fans sehen in ihm das Ghetto-Kind, das es durch die Musik nach oben geschafft hat. Tatsächlich sitzen sie seiner Selbstdarstellung auf: Combs hat BWL studiert und ist mehr Geschäftsmann als Musiker, er besitzt eine eigene Modelinie und eine Wodkamarke.

Reichtum ist P. Diddy angeblich egal

Auch andere Genrevertreter fallen durch besondere Geschäftstüchtigkeit auf. Schwarze Rapper nehmen auf der aktuellen „Forbes“-Liste der bestverdienenden Musiker gleich die ersten vier Plätze ein. Einer, der in der Übersicht gar nicht vertreten ist, aber im Hintergrund die Strippen zieht, ist Jay-Z (48). Er hat zwei Superstars unserer Zeit groß herausgebracht: Seine Ehefrau Beyoncé (36) mit einem Jahresverdienst von 105 Millionen Dollar und Rihanna, die mit 29 Jahren bereits mehr Nummer-eins-Hits hatte als Madonna. „Das sind seine Goldpferdchen“, sagt Marcus S. Kleiner.

Jay-Z und Sean Combs nähmen im Hip-Hop Monopolistenstellungen ein. Ohne sie geht nichts – sie sind die größten Profiteure des Aufschwungs ihrer Musikrichtung.

Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. „Hip-Hop wird in den nächsten zehn Jahren wahnsinnig erfolgreich bleiben“, prophezeit Kleiner. Laut „Forbes“ steht P. Diddy kurz davor, in den Club der Milliardäre aufzusteigen. Glaubt man seinen Aussagen, kommt es ihm auf sein Vermögen gar nicht an. „Die ,Forbes‘-Liste ist mir egal“, behauptete Combs erst kürzlich in einem Interview. Ihm sei es wichtig, seinen drei Töchtern und drei Söhnen ein guter Vater zu sein, sagte der Mann, der nie verheiratet war. „Sie tragen viel Liebe im Herzen. Ich bin der glücklichste Mann der Welt.“

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