Wiener Zeitung. König der Löwen und die 90er-Nostalgie.
Wiener Zeitung. König der Löwen und die 90er-Nostalgie. Marcus S. Kleiner im Gespräch im Interview mit Viktoria Klimpfinger
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Wiener Zeitung. König der Löwen und die 90er-Nostalgie.

Wiener Zeitung. König der Löwen und die 90er-Nostalgie.

Marcus S. Kleiner im Gespräch im Interview mit Viktoria Klimpfinger.

Quelle: Wiener Zeitung

``Denn schnaubten manche 90er-Teenager noch verächtlich über Spice Girls und Co., sagen sogar sie im Erwachsenenalter begeistert auf der obligatorisch gewordenen 90er-Party, dass sie die 90er zurückwollen, dass sie sie wirklich, wirklich zurückwollen. Und das hat seinen Grund: ,In der Medienunterhaltung muss es die noch erinnerbare Zeit sein, mit der die Großzahl der Nutzerinnen und Nutzer an die eigene Jugend erinnert wird, um offen für nostalgische Themen und Formate zu sein', sagt Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaften an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin, Marcus S. Kleiner. Einerseits geht es bei dem anhaltenden Trend der 90er-Nostalgie also darum, eine möglichst medienaffine und kaufkräftige Altersgruppe zu mobilisieren, andererseits aber auch um das Bedienen von Elementen einer Zeit, die noch nicht zu lange vergangen scheint.``

(...)

``Wenn der Blick nach vorne durch Krisen, Unsicherheiten, immer schnelleren Wandel ängstigt, wendet man sich zurück; die Nostalgie hat den Fortschrittsglauben scheinbar abgelöst.

Ganz so eng würde es Experte für Populäre Medienkulturen Marcus S. Kleiner allerdings nicht sehen. 'Im Endeffekt ist Zukunftsgestaltung immer ein Dialog mit der Vergangenheit in der Gegenwart. Insofern ist die Gegenwart niemals erschöpft, niemals an einem Punkt, an dem es nicht mehr weiter geht.' Die Nostalgie muss also sowohl politisch als auch kulturell nicht bloßes verklärtes Zurückschauen sein, sondern könnte vielmehr auch ein genaueres Hinschauen bedeuten. Denn obgleich ihr oftmals der Mief des Ewiggestrigen anhängt, besitzt sie durchaus progressives Potenzial. Sie birgt die Möglichkeit, Paradigmen der Vergangenheit zu überdenken und nachzuschärfen.``

(...)

``Jedenfalls ist es immer wieder ein Balanceakt zwischen Altbekanntem und Zeitgemäßem, den die Wiederbelebung nostalgischer Stoffe meistern muss, um nicht vom Trapez zu fallen. Denn einerseits bedient sie emotionalisierte Erinnerungen der Erwachsenen an ihre Kindheit und Jugend, durch die sie diese Filme begleitet haben. Andererseits stellen sie laut Kleiner die modernen Märchen unserer Zeit dar: ,Meiner Einschätzung nach hat es Walt Disney geschafft, Meta-Erzählungen zu verfassen, die für jede Generation funktionieren, weil sie für alle Generationen die Urthemen des Menschenlichen immer wieder in zeitgemäßen Formen darstellen.'``