21.04.2018 DER SPIEGEL. „Gehört David Hasselhoff zu Deutschland, Herr Kleiner?“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Juan Moreno
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21.04.2018 DER SPIEGEL. „Gehört David Hasselhoff zu Deutschland, Herr Kleiner?“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Juan Moreno

21.04.2018 DER SPIEGEL. „Gehört David Hasselhoff zu Deutschland, Herr Kleiner?“ Marcus S. Kleiner im Gespräch mit Juan Moreno


DER SPIEGEL

„Verklärung

Gehört David Hasselhoff zu Deutschland, Professor Kleiner?

Professor Marcus S. Kleiner, 44, von der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin über den Mythos Hasselhoff.

SPIEGEL: Derzeit ist David Hasselhoff mit seiner „30 Jahre Looking for Freedom“-Tour unterwegs. Sie finden das faszinierend. Warum?

Kleiner: Ja, Hasselhoff, heute 65, war ein Serienstar aus den ironiefreien Achtzigerjahren. Perfekter Körper, perfekte Moral. Heute strömen noch immer Leute in seine Konzerte. Nicht nur die ältere Generation, sondern auch 20-Jährige, die jetzt aber seine lockere, selbstironische Art mögen.

SPIEGEL: Man muss ehrlicherweise sagen, dass Hasselhoffs Tour sich auf Deutschland und Österreich beschränkt. In den USA sind keine Konzerte bekannt.

Kleiner: Nun ja, es gibt ohne Frage den deutschen David-Hasselhoff-Mythos, seit er Silvester 1989 an der Berliner Mauer gesungen hat…

SPIEGEL: …kurz vor dem Ende der DDR, war „Looking for Freedom“ Nummer ein der deutschen Charts.

Kleiner: Damals wurde dieser Mythos geboren. Diese besondere Verbindung zwischen Deutschland und Hasselhoff, der ja deutsche Vorfahren hat. Natürlich ist es absurd zu denken, dass Hasselhoff etwas mit dem Fall der Mauer zu tun hat – die Legende gibt es ja -, aber der Mythos existiert. Dadurch wurde ein völlig unpolitischer Seriendarsteller plötzlich zu einer Figur mit gewisser historischer Relevanz. Was läuft übrigens noch heute auf seinen Konzerten? Der Mitschnitt von seinem Auftritt 1989.

SPIEGEL: Aber erklärt das, warum heute bis zu 530 Euro pro Ticket gezahlt werden?

Kleiner: In Deutschland, und das finde ich etwas besorgniserregend, gibt es einen ausgeprägten Nostalgiewahn. Kultserien wie „Baywatch“ oder „Knight Rider“, die nach heutigen Maßstäben medienästhetisch furchtbar sind, werden gern geschaut. Es gibt eine massive Verklärung der guten, alten Zeit. Das Zurücksehnen ins Vergangene, lässt sich ja teilweise auch durch politische Entwicklungen beobachten, Stichwort: AFD.“

(Quelle: DER SPIEGEL, Nr. 17/21.04.2018, S. 60, Interview: Juan Moreno.)